Rechte Aufmärsche 2014 vollständig

Die Demonstrationskultur der Neonazis hat sich verändert. Großaufmärsche, wie Dresden, Magdeburg oder Bad Nenndorf, gibt es nicht mehr (Artikel vom apabiz im Monitor Nr. 64). Beoboachter_innen der Neonaziszene ist das nicht neu. Die Blockadepolitik antifaschistischer Bündnisse zwingt die Neonazis zu kurzfristig mobilisierten und mobilen Aktionen:

Zunehmend finden Kleinstkundgebungen mit maximal 20 Personen statt. Kader und Funktionäre bleiben unter sich, denn ihre Mobilisierungskraft reicht kaum über den eigenen Dunstkreises hinaus. Erst die Demonstrationen von PeGiDa und den NachahmerInnen brachten wieder Hunderte und Tausende Rechte auf die Straße.

Rechtes Land hat bereits 2012 und 2013 die Aufmärsche der extremen rechten kartiert. Nun ist auch 2014 vollständig zu finden.

Ein Vergleich der letzten drei Jahre zeigt: insgesamt gab es in den letzten drei Jahren über 500 Aufmärsche und Kundgebungen, pro Jahr beteiligten sich ca. 20.000 TeilnehmerInnen. Dabei ist in den Jahren die Zahl der Aufmärsche deutlich angestiegen. Waren es 2012 135 aufgelistete Aufmärsche, sind es 2014 bereits 213. An der gesamten TeilnehmerInnenzahl hat sich allerdings nichts geändert. Die Neonazis mobilisieren zu einzelnen Veranstaltungen im Schnitt deutlich weniger TeilnehmerInnen als in den Vorjahren.

Besonders häufig demonstrierten die Neonazis in Nordrhein-Westfalen (129), insbesondere in der Stadt Dortmund (35). Angesichts der Größe von Stadt und Bundesland ist dieses Ergebnis nicht überraschend. Nur die
3-Millionen-Stadt Berlin kann mit 36 Aufmärschen in drei
Jahren übertreffen – in absoluten Zahlen. Die elf Aufmärsche in der Stadt Greiz in Thüringen mit ihren knapp 21.000 fällt dagegen schon eher ins Gewicht. Greiz zählt neben Dortmund und Berlin zu den Top-Five der Städte mit den häufigsten Aufmärschen.

Zwei weitere ostdeutsche Städte, Erfurt (16) und Dresden (12),
reihen sich in die Spitzenliste ein, aber auch zwei
westdeutsche Städte, Duisburg und Essen teilen sich mit
Greiz (je 11 Aufmärsche) den fünften Platz. Während hinsichtlich der
Städte kein Unterschied zwischen Ost und West zu erkennen ist,
ergibt der Blick auf die Bundesländer einen klaren Schwerpunkt:
In Thüringen, Sachsen und Brandenburg finden die
meisten Aufmärsche statt.

Fehlerhafte Datenlage

Allerdings ist die Analyse Einschränkungen unterworfen, denn die Daten beruhen auf den Antworten der Bundesregierung auf kleine Anfragen der Partei „Die Linke“ im Bundestag. Und diese haben so einige Probleme in sich:

Zum einen werden in
den Bundesländern die Aufmärsche unterschiedlich erfasst: Konzertveranstaltung wie der Brandenburger Preußentag oder stationäre Kundgebungen sind mal dabei, mal nicht, auch scheint die MindestteilnehmerInnenzahl bei der Erfassung nicht einheitlich zu sein. Beispielweise zählt die Bundesregierung für das Jahr 2013 in Mecklenburg Vorpommern lediglich zwei rechte Aufmärsche auf. Die in der Neonaziszene traditionelle Demonstration am 8. Mai in Demmin wurde hier ebenso wie kleinere Kundgebungen der NPD in Rostock nicht aufgeführt. Desgleichen werden
Kundgebungsfahrten der Neonazis mal als eine Aktion
zusammengefasst, mal werden sie einzeln aufgelistet. Zum
anderen werden Aufmärsche erst der extrem Rechten zugeordnet,
wenn es sich dabei um bekannte Neonazis oder Kameradschaften handelt.
Aktionen der NPD gehören ohne Zweifel dazu, wenn aber eine
bisher unbekannte Person anmeldet, die OrdnerInnen und
RednerInnen jedoch der Neonaziszene zuzuordnen sind oder eine
inhaltliche Nähe sichtbar ist, fehlen diese in der Auflistung.

Wir müssen also davon ausgehen, dass die Liste keineswegs vollständig ist.

Coming up next

Rechtes Land wird
bald in neuem Glanz erstrahlen. Hier habt ihr einen ersten
Vorgeschmack wie unsere neue Karte aussehen wird:

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